Blogtext (für die Visuellen), Lesezeit 5 min,
Podcast (für die Auditiven),
Übungsblatt zur Bitte (für die Haptischen und Ausprobierenden)
Podcast zum Text:
Blogtext: Lesezeit: 5 min
Wenn wir uns bereits mit der GFK beschäftigt haben, dann ist es immer öfter so, dass wir unserem Gegenüber sagen, wie es uns geht und auch, welche Bedürfnisse unerfüllt sind. Wir denken: „So, jetzt habe ich dir doch wirklich ganz offen gesagt, was bei mir los ist.“ Und dann erwarten wir, dass unser Gegenüber ganz genau weiß, was ich nun von ihm*ihr erwarte, was er*sie tun soll. Und dann tut er*sie das, was er*sie denkt, was in dem Moment das Richtige ist und das ist leider so gar nicht das, was ich mir gewünscht habe.
Ich mache mal ein Beispiel:
Anna kommt von der Arbeit nach Hause. Sie hatte ihrem Partner auf dem Tisch eine Nachricht hinterlassen, dass er bitte die Wäsche aufhängen soll, wenn er nach Hause kommt. Das hat er nicht getan und Anna sagt:
„Die Wäsche ist noch in der Waschmaschine (Beobachtung). Ich bin echt sauer (Gefühl), weil ich mir Unterstützung (Bedürfnis) wünsche.“
Annas Partner steht daraufhin auf, holt die Wäsche aus der Maschine und fängt an sie aufzuhängen.
Eigentlich müsste doch jetzt alles gut sein, oder?
Anna merkt aber, dass sie immer noch sauer ist und dass er jetzt einfach ganz ruhig die Wäsche aufhängt, macht es nicht besser.
Was hätte er also tun können?
Genau diese Frage muss ich mir selbst stellen. Und ganz ehrlich? Ich weiß es oft selbst nicht! Was ganz konkret brauche ich von meinem Gegenüber?
Wie soll er*sie das wissen, wenn ich selbst es nicht weiß?
Jean-Paul Belomondo sagt dazu, und ich kann das Augenzwinkern, das in diesem Zitat steckt, regelrecht sehen:
„Die geheimsten Wünsche einer Frau muss man ihr von den geschlossenen Augen ablesen.“
Kennst du das auch? Es wäre so schön, wenn das Gegenüber genau wüsste, worum es mir geht, und das am besten ohne mein Zutun. Ach, das wär’s doch!
Ich selbst bin jedoch dafür verantwortlich, mir zu überlegen, was genau mein Gegenüber tun kann, um meine Bedürfnisse zu erfüllen. Und dafür ist es unter Umständen hilfreich nochmal genau zu schauen, was löst meine Unzufriedenheit aus? Was ganz konkret hätte ich gerne anders? Um was konkret möchte ich mein Gegenüber bitten? Die Verantwortung, mir zu überlegen, was ich brauche und wie meine Gegenüber beitragen kann, liegt bei mir! Weder Annas Partner noch unsere Gegenüber sind Hellseher*innen, die uns unsere Wünsche (die wir oft selbst nicht einmal kennen) von den Augen ablesen können.
Also nochmal die Frage, wenn ich mich da hineinversetze:
Was hätte mir in der Situation gutgetan? Um was hätte ich meinen Partner bitten können?
Ging es mir wirklich nur um die Wäsche? Dann müsste ich doch zufrieden sein, wenn er sie aufhängt.
Wenn ich darüber nachdenke, welches Verhalten ich mir konkret von meinem Gegenüber wünsche, stelle ich auch nochmal auf den Prüfstand:
Geht es mir wirklich nur um Unterstützung? Oder gibt es auch noch andere unerfüllte Bedürfnisse?
Möchte ich vielleicht gesehen werden? Möchte ich Empathie? Wertschätzung? Geteilte Verantwortung?
Eine Bitte im Sinne der GFK ist im Hier und Jetzt umsetzbar. Sie ist positiv und so konkret wie möglich formuliert. Das bedeutet, dass wir als diejenigen, die diese Bitte äußern, eine genaue Vorstellung davon haben müssen, mit welcher Strategie unser Bedürfnis am besten erfüllt werden kann. Und zwar bevor wir die Bitte aussprechen. In der GFK gibt es verschiedene Möglichkeiten, Bitten zu formulieren. Man unterscheidet zwischen Handlungsbitten und Beziehungsbitten. Handlungsbitten beziehen sich auf bestimmte Tätigkeiten, mit denen mein Gegenüber zur Erfüllung eines Bedürfnisses beitragen kann. Beziehungsbitten haben zum Ziel, eine Verbindung herzustellen und zu vertiefen.
Und wenn es Anna in unserem Beispiel nicht nur um Unterstützung, sondern auch um „gesehen werden“ ging? Welche ganz konkrete Bitte hätte sie dann an ihn stellen können?
Die Möglichkeit zum Üben hast du mit unserem Übungsblatt – wir wünschen dir viel Spaß & Inspiration!
Und manchmal will ich vielleicht einfach nur eine Entschuldigung hören. Was bringt mir das? Warum will ich das? Dazu erfährst Du in unserem Dezember-Seefunk mehr…
Herzliche Grüße
Daniela Bauer & Sabine Dieterle
Übungsblatt zur Bitte
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