Wenn Zweifel laut werden und Hoffnung leise bleibt
Blogtext
Podcast – für alle, die lieber hören als lesen
Dranbleiben mit der GFK – auch wenn’s anfangs holprig ist:
Vertiefe deine Praxis in der GFK-Übungsgruppe See-Zeit oder entdecke die Grundlagen im Einführungsseminar Eintauchen in die Gewaltfreie Kommunikation.
Podcast – für alle, die lieber hören als lesen:
Blogtext: Lesezeit: ca. 5 min
„Das bringt doch nix mit GFK!“
Wenn Zweifel laut werden und Hoffnung leise bleibt
Immer wieder höre ich diesen oder ähnliche Sätze – in Seminaren, in Gesprächen, Diskussionen:
„GFK? Das bringt doch nichts.“
„Ich hab’s probiert, aber es hat alles nur schwieriger gemacht.“
„Das ist zu anstrengend, zu verkopft, zu viel.“
Und ja – je nachdem, wie es mir gerade geht, wo mein Fokus liegt und wie voll mein Alltag ist, landen diese Sätze ganz unterschiedlich in mir.
Manchmal höre ich sie mit viel Verständnis:
Denn der Weg mit Gewaltfreier Kommunikation (GFK) ist kein leichter. Er fordert mich – immer wieder.
Persönliche Entwicklung braucht Kraft.
Es braucht Mut, dran zu bleiben, auch wenn es unbequem wird.
Und ja – oft werden die Konflikte erst größer, bevor es leichter wird.
Denn GFK ist kein Pflaster. Es ist eher eine Einladung, die Wunde wirklich anzuschauen.
GFK geht nicht ohne Selbstreflexion – und das tut manchmal weh
Was viele unterschätzen: GFK ist nicht einfach nur eine Methode, um Konflikte besser zu lösen oder „gewaltfreier“ zu sprechen.
Es ist ein Weg, mich selbst ehrlich zu sehen. Mich zu spüren. Mich zu zeigen.
Das macht verletzlich.
Und manchmal – ganz ehrlich – ist das einfach nur anstrengend.
Denn GFK funktioniert nicht im Autopilot. Es braucht Präsenz. Es braucht Verbindung. Vor allem zu mir selbst.
Wenn der Zweifel anklopft – und ich mitgehe
Manchmal treffen mich solche Sätze aber auch auf meinem „Zweifelohr“:
Dann höre ich:
„Du machst das nicht gut genug.“
„Deine Art, GFK zu leben/ zu lehren, bringt nichts – jedenfalls nicht für mich.“
Denn wenn ich selbst gerade wenig in Verbindung mit mir bin, wenn mein Alltag voll ist, wenn plötzlich Dinge passieren, die „jetzt einfach gemacht werden müssen“, dann vergesse ich die wichtigste Verbindungsoption: Selbstempathie.
Wenn sie fehlt, rutsche ich hinein – in den Zweifel.
An mir. An der GFK. An der Wirksamkeit dieses ganzen Weges.
Ich vergesse, dass dieser Weg langsam ist
GFK ist keine schnelle Lösung. Es ist ein Prozess – ein Prozess, der Zeit braucht. Manche Lebensgeschichten, Verletzungen, Glaubenssätze und inneren Dynamiken sind so tief verwoben, dass es nicht reicht, einmal „Ich-Botschaften“ zu senden oder ein paar Mal empathisch zu reagieren. Es braucht echte Bereitschaft, Dinge immer wieder zu üben, zum Beispiel:
- mich meinen Gefühlen und Bedürfnissen zuzuwenden
- vom Analysieren ins Spüren zu kommen
- Worte für Gefühle und Bedürfnisse in meinen aktiven Wortschatz aufzunehmen
- mir zuzugestehen, dass anfangs noch vieles „durcheinander“ geht
- bewusst wahrzunehmen, dass es am Anfang – und auch später bei neuen Themen – unruhiger werden kann; ehrliche Kommunikation bringt alte Dynamiken ans Licht und kann zunächst zu mehr Konflikten führen. Der Begriff „Erstverschlimmerung“ passt hier gut, denn mit der Zeit wird es Schritt für Schritt leichter und klarer
- auch wenn ich in konflikthaften Momenten kaum glauben kann, dass es jemals leichter wird, immer wieder anzufangen, zu sortieren und dranzubleiben
- zuzuhören, anstatt sofort selbst zu reden oder zu argumentieren
- innezuhalten, bevor ich reagiere
- zu bemerken, wann ich bewerte – und wie diese Bewertungen mich aus dem Kontakt mit mir selbst oder meinem Gegenüber bringen
- mir selbst empathisch zu begegnen, wenn es nicht so gelingt, wie ich es mir wünsche
- klare und konkrete Bitten zu formulieren, die machbar sind, und mich immer wieder von meinen „Lieblingsstrategien“ zu verabschieden
- aufrichtig zu sein, statt „so zu tun als ob“
- ein „Nein“ auszusprechen oder das „Nein“ der anderen in Verbindung anzunehmen
Und immer wieder bewusst wahrzunehmen: Wann ist Sein wichtiger als Tun
Was mir hilft, wenn ich zweifle
In Momenten des Zweifelns hilft mir zuerst: Innehalten
Mich daran erinnern, dass Zweifel nicht das Ende sind – sondern oft ein Zeichen dafür, dass mir etwas wirklich wichtig ist.
Und dann brauche ich: Langsamkeit
Ich darf und will Selbstempathie ins Zentrum meines Seins stellen.
Nicht als Technik – sondern als Haltung.
Ich frage mich:
„Was fühle ich gerade wirklich?“
„Was brauche ich – jenseits von Funktionieren?“
„Was würde mir jetzt konkret guttun, um wieder in Verbindung zu kommen – mit mir selbst?“
Manchmal ist das ein Spaziergang.
Ein Gespräch mit einer vertrauten Person.
Mich selbst in den Arm nehmen.
Meine inneren Anteile sichtbar machen, z.B. mit Gefühlsmonster-Karten oder Familie Erdmann.
Oder einfach: Ruhe. Stille. Atmen.
GFK bringt vielleicht nicht das, was du erwartest – aber oft das, was du brauchst
Wenn du auch manchmal an GFK zweifelst – willkommen im Club.
Das ist kein Zeichen von Scheitern, sondern von Ehrlichkeit.
Was, wenn genau dieser Zweifel dazugehört?
Was, wenn GFK gerade dann wirkt, wenn du das Gefühl hast, es bringt nichts –
weil du dich wirklich auf den Weg gemacht hast?
Ich wünsche dir (und mir) Geduld.
Mit dir selbst. Mit anderen.
Und den Mut, auch dann weiterzugehen, wenn es sich nicht sofort leicht anfühlt.
Denn Verbindung – echte Verbindung – wächst oft im Verborgenen.
Im noch nicht Wahrgenommenen. Im Anstrengenden.
Still. Langsam. Tief.
Herzlichen Gruß zu dir, Sabine Dieterle
GFK ist kein Rezept, das sofort wirkt.
Es ist ein Prozess – manchmal langsam, manchmal unbequem, immer ehrlich.
Ein Weg, auf dem wir lernen, vom Tun ins Sein zu kommen, vom Analysieren ins Fühlen, vom Reagieren ins Wahrnehmen.
Und manchmal wird es dabei erst unruhiger, bevor es leichter wird.
Wenn du diesen Weg in Gemeinschaft gehen möchtest, lade ich dich herzlich zur GFK-Übungsgruppe „See-Zeit“ ein.
Dort üben wir Schritt für Schritt, präsenter, klarer und mitfühlender zu werden – mit uns selbst und miteinander.
Vielleicht spürst du nach dem Lesen den Wunsch, tiefer einzutauchen – in die Haltung der GFK, ins empathische Zuhören, klare Sprechen und echte Verbindung.
Dann lade ich dich herzlich ein zum GFK-Grundlagenseminar „Eintauchen in die Gewaltfreie Kommunikation“ vom 14.–16. November 2025 in Tübingen.
Es gibt noch zwei Last-Minute-Plätze – und neue Termine für 2026 und 2027.
Ich freue mich, wenn wir uns begegnen!


